Endometriose und Partnerschaft






Es sind nicht die Vollkommenen,
sondern die Unvollkommenen,
welche der Liebe bedürfen.
Wurde einem eine Wunde zugefügt,
sei es durch die eigene oder durch fremde Hand,
dann sollte die Liebe herannahen und ihm Heilung schenken
– aus welchem Grunde sonst existierte die Liebe?
(OSCAR WILDE)
 
 
 
ENDOMETRIOSE UND PARTNERSCHAFT
 
 
Dies wird einer der schwersten Texte für mich. Aber ich möchte euch ALLEN Mut geben, gebt nicht auf. Lasst die Krankheit nicht eure Beziehung bestimmen und liebe Partner/Ehepartner bitte versucht uns zu verstehen. Auch wenn wir öfters "launisch" sind, vor Schmerzen uns einfach zurückziehen, wir machen dies nicht mit Absicht, wir wünschen uns nichts mehr als dass wir in Ruhe und Freude mit euch leben können und dass die Krankheit uns nicht wieder in ein tiefes Loch stürzen lässt. Bei Kinderwunsch, gebt nicht auf, ich kenne viele Frauen die trotz Endemotriose Kinder haben und die Medizin ist heutzutage weit fortgeschritten. 
Wie heißt es so schön - "in guten wie in schlechten Zeiten", nehmt diesen Spruch für ERNST! Ab und zu kommt jeder an seine Grenzen, aber gebt die Liebe nicht auf, gebt den Menschen nicht auf. Wir sind ja auch für euch da, wenn ihr mal wieder euren "Männerschnupfen" habt ;).
 
Nun zu meiner Geschichte - für alle die etwas Ähnliches durchgemacht haben - nicht aufgeben! Ich habe meinen neuen Weg gefunden, meine Liebe zu mir selbst, bin in einer glücklichen Partnerschaft und mittlerweile froh, dass alles so gekommen ist, wie es passiert ist - ich habe es als mein positives Schicksal gesehen.
 
Mein erste große Liebe habe ich mit 16 Jahren kennen gelernt.... mit 18 wurde es dann wirklich ernst, wir sind mit 19 Jahren ausgezogen, zusammengezogen, in die schöne Schweiz und haben viel gearbeitet. (Hotellerie & Gastronomie) Wir hatten ein sehr schöne Zeit...Regelbeschwerden hatte ich schon immer...aber mit 19 wurde es von Monat zu Monat unerträglicher. Teilweise musste ich mir meine freien Tage auf meine Regeltage legen, damit ich Ruhe hatte, einfach nur zusammengekrümmt mit einer Wärmflasche im Bett legen konnte und hoffte, dass der Tag schnell vorbeigeht. Mein damaliger Freund hatte Verständnis dafür, er hatte Mitleid, konnte mir aber nicht helfen. Es ist korrekt, keiner kann einem die Schmerzen nehmen, aber von meiner Erfahrung her, reicht es, wenn diejenige Person einfach in der Nähe ist, einem in den Arm nimmt, streichelt, und beruhigend neben einem liegt. In der Zeit habe ich schon verschieden Ärzte und Krankenhäuser aufgesucht...ganz normale Regelbeschwerden, sie haben ja eine sehr starke Regelblutung, da kommt das schon mal vor! Am Besten die Pille einfach mal ein paar Monate durchnehmen... tja habe ich auch gemacht, ging mal gut, mal nicht gut. Oft meldeten sich meine lieben Tage spätestens nach 3 Monaten von alleine, trotz Pillendurchnahme!
Irgendwann hat sich ein ganz normaler Rhythmus eingespielt...uiii bald sind meine Tage wieder da, ok am Vorabend gibt es nur Suppe und ein Gläschen Rotwein, damit sich die Krämpfe beruhigen können... Toilettengang war grausam - oft konnte ich 3 Tage lang nicht auf die Toilette gehen, egal was ich gegessen und getrunken habe. In einer Beziehung ist es auf längere Sicht gesehen, "normal" über Verdauungsprobleme zu reden, aber als junge Frau ist es auch ein bisschen unangenehm und Scham dabei. Wir lebten unseren Alltag und hatten auch viele glückliche Tage, an die monatlichen Probleme haben wir uns gewöhnt und sie mit in den Alltag eingebaut. Aber es war von beiden Seiten eine Belastung. Vor allem auch, als es anfing während dem Sex Schmerzen zu verursachen, manche Stellungen waren unmöglich...Heulkrämpfe...wohin soll das führen? Arztbesuche ohne Ende.... aber nach wie vor keine Besserung in Sicht! 7 Jahre lang auf der Suche - 7 Jahre lang keine Antwort - 7 Jahre lang Verzweiflung - 7 Jahre lang nach und nach Zerstörung der Beziehung. 
Wir haben geheiratet, waren glücklich, haben mit der Krankheit gelebt, teilweise aufgegeben noch nach einer Lösung  zu suchen, ich war halt eine von den Frauen, die starke Regelbeschwerden hatte...bestätigten mir ja auch schon x-Ärzte. Ob ich wirklich so überempfindlich bin? ...Mittlerweile ist mir alles klar, meine Schmerzen sind chronisch geworden und die Endemotriose wucherte in meinem Körper! Ich hatte Tage da wusste ich schon am Vorabend, dass bald wieder dieser eine Tag kommt, sobald ich aufstehe breche ich zusammen, kann nicht gerade stehen, gehe auf die Toilette und breche erst einmal vor Schmerzen, versuche mit wenig Kraft zu meinen Schmerztabletten zu greifen, versuche auf die Toilette zu gehen, da ich Stuhl verspüre, aber es passiert ja sowieso nichts, da ich ja starke Verstopfung haben werde, also lieber wieder eine Runde brechen, vieeeele Schmerzmittel, Wärmflasche und irgendwie versuchen ins Bett zu kriechen. So einen plötzlichen Verfall einer aktiven, gutgelaunten Frau zu sehen ist hart - vor allem nach 2-3 Tagen ist sie wieder die alte quietschglückliche, gut gelaunte Frau....so was kann verstören und für den Partner verwirrend sein. Und natürlich leidet der Partner auch, wenn der andere Partner Schmerzen hat und man selbst nur hilflos daneben liegt/sitzt/steht.
Zum Glück wurde ja endlich nach 7 Jahre meine Krankheit entdeckt und die Heilung stand bevor...Operation...kämpfen ums Überleben...für die andere Person da sein - ja das war mein Partner und dafür bin ich ihm nach wie vor sehr dankbar, doch hat er sich in der Zeit selbst verloren, sich selbst aufgegeben, war nur noch für mich da und Jahre später hatte er damit zu kämpfen, dass er immer alles für mich gemacht hat - genau das war einer unserer Knackpunkte. Ob die Krankheit meine Beziehung zerstört hat? Ich würde jein sagen....Verändert ja. Ich kam mit der Veränderung klar, aber meine zweite Hälfte nicht. Bei meiner zweiten Operation gings um Leben und Tod und ich habe lange gebraucht um wieder auf die Beine zu kommen. Und ja ich habe mich verändert, ich bin zum Teil dadurch ein bisschen egoistischer geworden, bisschen launischer, bisschen bestimmender, bisschen melancholischer...stärker, älter, weiser - ERWACHSEN. Mein Mann kämpfte auch noch 4 Jahre nach der Operation damit, dass er alles für mich immer gemacht habe, hat dadurch leider auch öfters mal ein Schlückchen mehr Alkohol getrunken und sich in seinen eigenen Selbstmitleid immer tiefer nach unten gezogen und sich somit auf eine gewisse Art und Weise selbst aufgegeben, denn sein Leben lang hätte er eh nur alles für mich gemacht und war für mich und meine Krankheit da. Nach wie vor sehe ich so etwas als selbstverständlich an, aber ich weiß, dass es für den Partner, der nicht mit der Krankheit betroffen ist, sehr schwer ist so viel Kraft auf zu bringen und für den anderen da zu sein. Wir haben in zu jungen Jahren zu viel durchgemacht. Aber irgendwie dann auch wieder zu uns gefunden. Bis endlich der Kinderwunsch ernst wurde. Ich 28/29, verheiratet, seit meinem 18. Lebensjahr glücklich mit dem Partner an meiner Seite...viel durchgemacht, nun endlich Kinderwunsch.... viele Untersuchungen, Kinderwunschklinik etc... tja laut Ärzten nur künstliche Befruchtung möglich...viele lange Gespräche mit dem Partner geführt - ja probieren, warum nicht, es kann nichts schief gehen, wir werden nicht jünger .... - alles war geplant, doch plötzlich Rückzug meines Partners, hmmm vielleicht sollte das alles doch nicht sein... meine Uhr tickte.... ich wollte unbedingt.... tja und so passierte es mir: Mein Leben wurde am 30. Geburtstag auf den Kopf gestellt: Vom Familienwunsch zum Single-Leben.
Ich ging durch die Hölle, habe das Leben nicht mehr verstanden und gab natürlich auch der Krankheit die Schuld. Mittlerweile sehe ich alles anders, die Krankheit gehört zu mir und meinem Leben, das bin ich! Und sie gab mir auch eine gewisse Stärke. Getrennte Wege zu gehen nach so langer Zeit ist schwer, aber viele Beziehungen gehen auseinander, weil man sich auseinanderlebt, andere Prioritäten im Leben hat, sich verändert ... .
 
Ich möchte jedem Mut geben, der so etwas bzw. so etwas Ähnliches auch durchgemacht hat - gebt euch selbst auf keinen Fall die Schuld, Menschen verändern sich und das ist gut so.
 
Nach einem Tief bin ich komplett bei mir angekommen, liebe mein Leben wie nie zu vor, habe mich selbst wieder richtig kennen gelernt und genieße eine neue, schöne, liebevolle und interessante Beziehung!
 
Wenn ihr in einer Beziehung seid, gebt nicht auf, gebt euch die Freiheiten, lasst die Krankheit und Ihre umliegende Probleme nicht euer Leben regeln, redet viel und offen miteinander und versucht gemeinsam einen schönen, langen und glücklichen Weg zu gehen.
 
 
 
 
 
 
  UPDATE: Durch meine Erfahrungen und mein Wissen zu den Themenschwerpunkten Endometriose & Ernährung, Endometriose & Achtsamkeit, Endometriose & Bewegung haben ich meinen Traum verwirklicht und mich als ganzheitliche Ernährungsberaterin selbständig gemacht. Hier zu meiner Website: Lebensknospen, oder folge mir bei instagram: @lebensknospen

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